EAEP begrüßt Apothekenreform, fordert aber konsequentere Nutzung der Telepharmazie
Brüssel, 6. November 2025 – Die European Association of E-Pharmacies (EAEP) begrüßt die vom Bundesministerium für Gesundheit vorgelegten Referentenentwürfe zur Apothekenreform und die dahinterstehende Zielsetzung, die flächendeckende und bedarfsgerechte Arzneimittelversorgung durch strukturelle Reformen langfristig zu sichern.
Die Abschaffung von Nullretaxationen aus formalen Gründen, die Einführung vereinfachter Austauschregeln bei nicht verfügbaren Rabattarzneimitteln und der Abbau regulatorischer Hürden für den Apothekenbetrieb entlasten das pharmazeutische Fachpersonal spürbar. Gleichzeitig kann die Apotheke als niedrigschwellige Anlaufstelle für Gesundheitsfragen durch die Aufnahme der Telepharmazie in die Regelversorgung und zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen gestärkt werden.
„Das Reformpaket bringt Bewegung in ein System, das dringend auf mehr Flexibilität und Digitalisierung angewiesen ist. Damit werden wichtige Voraussetzungen geschaffen, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten langfristig flächendeckend zu sichern“, kommentiert Olaf Heinrich, Co-Präsident des EAEP.
Trotz der positiven Ansätze sieht der EAEP aber strukturellen Nachbesserungsbedarf für die langfristige Sicherstellung der flächendeckenden und qualitativ hochwertigen Arzneimittelversorgung in Deutschland. Unter anderem heißt das:
- Die Telepharmazie muss konsequenter genutzt und gleichbehandelt werden. Die im Entwurf vorgesehene Definition von Telepharmazie umfasst nur synchrone Videoverbindungen und ist zu eng. Es müssen auch andere digitale Kanäle und bewährte asynchrone Kommunikationsmittel wie Telefonie, Email oder Chats eingesetzt werden können, um Patienten entlang ihrer individuellen Bedürfnisse zu betreuen.
- Bisher werden pharmazeutische Dienstleistungen nicht vergütet, wenn sie per Telepharmazie erbracht werden. Das muss dringend geändert werden, damit diese Leistungen den Patienten niedrigschwellig zur Verfügung stehen.
- Apotheken brauchen zeitnah einen volldigitalen Zugang zur elektronischen Patientenakte, damit sie telepharmazeutisch erbrachte Leistungen und Änderungen in der Medikation dort jederzeit dokumentieren können.
- Die Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente ohne ärztliche Verordnung wird abgelehnt. Diagnostik, Therapie und Abgabe müssen klar getrennt bleiben, um die Patientensicherheit und klare Verantwortlichkeiten zu gewährleisten.
- Vor-Ort-Apotheken erhalten für den Botendienst ein Extra-Honorar, Online-Apotheken nicht – obwohl beide die Medikation bis zur Haustür liefern und die Beratung anderweitig erfolgt. Gleiche Leistungen sollten gleich vergütet werden. Eine Streichung der Botendienstvergütung wäre konsequent und würde GKV-Mittel sparen.
Dazu sagt EAEP-Co-Präsident Walter Hess: „Dass Online-Apotheken noch keinen niedrigschwelligen Zugang zur elektronischen Patientenakte haben, keine pharmazeutischen Dienstleistungen abrechnen dürfen und bei der Haustür-Zustellung finanziell benachteiligt werden, ist nicht mehr nachvollziehbar. Der laufende Gesetzgebungsprozess bietet die Chance, das zu ändern.“
Die ausführliche Stellungnahme des EAEP zu den Referentenentwürfen für ein Apothekenversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz sowie für eine Zweite Verordnung zur Änderung der Apothekenbetriebsordnung und der Arzneimittelpreisverordnung finden Sie hier:
Über EAEP
Die European Association of E-Pharmacies (EAEP) ist die Stimme der Online-Apotheken auf dem europäischen Kontinent. Die EAEP vertritt ihre Interessen vor allem gegenüber politischen, regionalen und wirtschaftlichen Akteuren mit dem Ziel, die Gesundheit der europäischen Bevölkerung zu verbessern und das europäische Gesundheitssystem zu stärken. Online-Apotheken haben die klassische Apotheke digitalisiert und bilden die Schnittstelle zwischen Digitalisierung, Gesundheitsversorgung, E-Commerce und Nachhaltigkeit. Als Pioniere in digitalen Lösungen widmen sich die Mitglieder der EAEP der Innovation sicherer Prozesse zur Verwaltung von Gesundheitsdaten, zur Bereitstellung von Arzneimitteln und zur Förderung digitaler Gesundheitsdienste. In Übereinstimmung mit nationalen und EU-Vorschriften sind alle Mitglieder entschlossen, die Qualität, Sicherheit und Effizienz der Gesundheitsversorgung für die europäische Bevölkerung zu verbessern.
